Kim Sun-deok

Kim Sun-deok (1921-2004)
geboren in Uiryeong, in der Provinz Gyeongsang im Süd-Osten Koreas

Kim Sun-deok
© Tsukasa Yajima

Im Jahr 1937, als Kim Sun-deok 17 Jahre alt wurde, fiel sie auf die inszenierte Rekrutierung von Krankenschwestern herein und wurde zur Sexsklavin in der japanischen „Troststation“ in Shanghai. Nachdem sie nach Nanjing gebracht wurde, konnte sie 1940 dank der Hilfe eines japanischen Offiziers nach Hause zurückkehren. 

1991 sah sie im Fernsehen Kim Hak-sun, die erste koreanische Frau, die öffentlich Zeugnis über ihr Leben unter der militärischen Sexversklavung durch Japan ablegte. Nachdem sie eine öffentliche Erklärung ihrer eigenen Vergangenheit abgab, zog sie im Oktober 1992 in das „House of Sharing“ ein. Sie malte das Bild „Die nicht erblühte Blume“, das zum Symbol für die Frauenbewegung gegen die sexuelle Ausbeutung durch das japanische Militär wurde. Auch mit zunehmendem Alter verweilte sie nie an einem Ort, war stets viel beschäftigt und fleißig und ist so eine führende Hand im „House of Sharing“ geworden. Ausnahmslos nahm sie an den Mittwochsdemonstrationen vor der japanischen Botschaft teil, vernachlässigte nie ihre landwirtschaftlichen Arbeiten und malte auch stetig weiter an ihren Bildern.

Diese ältere Dame, die als Kind einmal eine Gisaeng (traditionelle Unterhalterin) werden wollte und auf eine entsprechende Kunstschule ging, ist stolz auf ihre unterhaltende Wortgewandtheit und auf ihre Stimme. Deswegen ist ihr „Wanderkünstler-Taryeong“ derart bezaubernd schön, und klingt als dächte sie beim Singen an dich. „Eine Billion Jahre will ich leben“, sang Kim Sun-deok, doch an einem Mittwoch, den 30. Juni 2004, dem wöchentlichen Tag ihres Protests in Seoul, verließ sie uns.

Wanderkünstler – Taryeong
(Minyo – Koreanisches Volkslied)

© Joshua D. Pilzer 

Nein, oh nein — da kann man nicht anders als vor Freude springen!

Im August der 15. ist der Tag, an dem unser Land befreit wurde.
Jedes Haus hisst die Flagge, in jeder Straße der Klang des „Zehntausend Jahre!“-Rufes:
Hurra, hurra! Es lebe die Unabhängigkeit! Unser Land ist befreit!
Glaubt Amerika nicht und lasst euch nicht von den Sowjets täuschen.
Treiben wir voran die Vereinigung des Nordens und Südens, errichten wir unsere Nation — Eine Billion Jahre möcht‘ ich leben!

„Eine Billion Jahre will ich leben.“

Nein, oh nein, da kann man nicht anders als vor Freude springen!

In einer stillen Nacht, in der alle anderen schlafen, sitze ich allein wach.
Vergangene Dinge entfalten sich vor mir und heute denk‘ ich an meinen Kummer.
Von außen ist der Berg eine gewaltige Bergkette, von außerhalb ist das Wasser ein unermesslicher Ozean.

„Der Sinn erschließt sich dir nicht ganz, nicht wahr?“